6-Tage-Lauf-Erkrath ~ 29. Juli - 04. August 2007

Bevor ich mit meinem Bericht beginne, muss ich zur Erläuterung sagen, dass ich 2005 mit mir und meinem 1. 6-Tagelauf sehr unzufrieden war. Diesmal aber hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, nicht mein Minimalziel von 600km zu erreichen. Es gab zwar Höhen und Tiefen wie in jedem Lauf und ich wäre gerne 700km gelaufen, aber unter den gegebenen Umständen und täglich dicker werdender linker Achillessehne, bin ich mehr als zufrieden mit meiner Leistung. Montags nach dem Lauf musste ich gleich wieder an meinen Arbeitsplatz und dachte noch, dass ich diesmal nicht meine typische Nachwettkampf-Immunschwäche bekäme. Doch weit gefehlt, denn die leichte Erkältung, die ich mir aus Erkrath mitbrachte, brach am Donnerstag danach erst richtig aus. Dienstags, 3 Tage nach Erkrath, lief ich schon wieder meinen 1. 10km Lauf beim LT-Weisenheim am Berg und trotz Nieselregen war es ein super Laufgefühl durch den Wald zu laufen. Erkrath war noch so in mir, dass ich mich dabei ertappte, wie ich mit meiner linken Hand den Sitz meiner Startnummer überprüfen wollte.

In der Woche vor Erkrath war alles ein wenig hektisch. Ich bekam von meinem Exschwiegervater ein altes Vorzelt für meinen VW-Bus. Das dann an den Bus angepasst werden musste. Verpflegung und der Nothilfekoffer mussten zusammengestellt und eingekauft werden. Samstags vormittags verstaute ich alles im Bus und als Michael Krüger , der mit dem Zug von zu Hause angereist war, eintraf, ging es los. In Erkrath waren die meisten Läufer schon eingetroffen und hatten ihre Zelte oder Wohnmobile aufgestellt, sodass es keine Qual der Wahl um einen Standplatz gab .Nachdem wir uns häuslich niedergelassen hatten, gingen wir, Jutta Jöhring, Peter Bartel, Michael Krüger, Mattin Becker, Ruud Jacobs, Christian Landsteiner, Gabi Leidner und meine Wenigkeit zum Chinesen essen ,wo wir auch Claude Hardel mit seinem Betreuer trafen.. Der nächste Tag bestand eigentlich darin, zu frühstücken, die Laufsachen zu richten und auf den Start zu warten. Wobei Hans-Jürgen der Ungeduldigste war , er stand um 13:00 Uhr in Laufklamotten, Startnummer und Regencape unterm Zelt der Start- und Zielgeraden. Wie 2005 hatten wir vor dem Start einen starken Regenschauer und das Wetter stimmte uns auf eine feucht-kalte Veranstaltung ein.

Einige Helfer versuchten noch bis zum Start die Strecke einigermaßen trocken zu bekommen. Ich bin, so dachte ich, normal 6er Schnitt die ersten 40 km losgelaufen. Hatte auch nicht das Gefühl, zu schnell zu sein. Trotzdem war ich nach dem ersten Richtungswechsel, der alle 6 Stunden durchgeführt wurde, müde und kraftlos und beschloß, mich zur Nachtruhe hinzulegen.. Den Wecker stellte Gabi auf 3:30 Uhr. Aber ich schlief genauso wie in den folgenden Nächten sehr unruhig und hatte ständig das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben. Wahrscheinlich ließ mich mein Gewissen nicht ruhig schlafen, da ich mir dieses Jahr vorgenommen hatte, 700km zu laufen. Aber die Nächte waren so kalt, dass alleine das Aufstehen in den frühen Morgenstunden schon ein Kampf war.

Der Montag lief wie geplant, 140km für die ersten 24 Stunden und die ersten 40km für die zweiten 24 Stunden waren gelaufen. Eigentlich wollte ich in der ersten Hälfte mindestens 50km laufen, was sich teils durch das Wetter, aber auch wegen früher Fußprobleme nicht realisieren ließ. Ich hatte mir schon nach 30h Druckstellen an beiden Füßen gelaufen und hatte Schwierigkeiten, Schuhe zu finden, die nicht drückten.

Fünf Paar Schuhe hatte ich dabei. Ich probierte sie alle durch und fand kein Paar, das nicht entweder am rechten oder linken Fuß drückte. So nahm ich von meinen zwei bequemsten Paaren jeweils den Schuh, der nicht irgendwo drückte und lief von nun an mit zwei verschiedenen Schuhen. Ich ging so gegen 23:00Uhr in den Schlafsack.

Dienstag morgens um 4:00 Uhr stand ich wieder auf, kam heute ganz gut damit zurecht. Das Wetter war in der ersten Tageshälfte ziemlich kalt. Bis 15:00 Uhr hatte ich 108km beisammen und war von ca. 11:00Uhr bis 13:00 Uhr duschen, bei der Massage und zum Essen. Die linke Achillessehne und der linke äußere Oberschenkelmuskel fingen an, Probleme zu machen, deshalb die Massage. Gabi war durch ihre Betreueraufgaben, die Michael Krüger, Martina Hausmann und mich betrafen, sowie mit ihrer Fotodokumentation und täglichen Berichten für unsere Freunde vollauf und fast rund um die Uhr beschäftigt. In der zweiten Tageshälfte sah man die Sonne etwas mehr, aber wirklich warm wurde es nicht. Man musste den ganzen Tag lange Laufkleidung tragen.

Die Schlafenszeit war ähnlich wie tags zuvor. Doch wurde es immer schwieriger die 100km Minimum, die ich laufen wollte, voll zu machen. Auch deswegen, weil ich die ersten 50km nie in den ersten 6 –8 Stunden bis ich schlafen ging, zusammen bekam. Am nächsten Morgen mußte ich mich sputen, dass ich bis 15:00 Uhr die meist 60km noch zusammen kriegte. Das waren zwar immer so um die 11 Stunden, wovon man noch ca. 1 Stunde für Frühstück und Mittagessen, sowie meine obligatorische 11:00 Uhr-Pause von 1,5 Stunden und diverse Toilettengänge abziehen muß, da ich speziell nach dem Mittagsessen immer einen mehr oder minder starken Durchfall hatte. So blieben noch 9 Stunden bei einem Stundenschnitt von 7 km/h.

Mittwoch morgens hatte ich das erste Mal Probleme beim Anlaufen,. da mir die linke Achillessehne und der Fußrücken ziemlich schmerzten. Trotz alldem lief es an diesem Vormittag noch recht gut. Die Sonne schien und man hatte fast den Eindruck, es würde noch ein sehr warmer Tag. Doch weit gefehlt, während meiner 11:00Uhr Pause, die ich schlafend im Bus verbrachte, fing es an in Strömen zu Regnen. Gabi hatte mir das Mittagessen im Henkelmann mitgebracht, damit ich nicht in den Regen hinaus musste .Nach dem ersten starken Guss ging auch ich wieder auf die Bahn. Auf der Zielgeraden lief man mittlerweile wie auf einem Kartoffelacker, es waren tiefe Mulden ausgetreten und an der unteren Kurve musste man bei überfluteter Bahn aufpassen, dass man nicht in eine Querrille trat, die man zum besseren Wasserablauf gegraben hatte. Anstatt jetzt gleich mit einem Rechen die Bahn wieder zu egalisieren , ließ man sie bei den kommenden Sonnenstrahlen aushärten, sodass man von einem Loch ins andere stolperte. Und weil der obere weichere Sand vom Regen runtergewaschen worden war, härtete die Bahn durch die Sonneneinwirkung total aus und wurde dort, wo ständig gegangen wurde, hart wie Beton.

Donnerstag. Die Achillessehne wächst und gedeiht und ich kann mittlerweile nur 3 Stunden rennen und muß dann pausieren, weil die Schmerzen am linken Fuß zu stark werden. Ich wäre auch gerne marschiert, aber bei dieser Gangart taten die Achillessehne und die Sehne über dem Fußrücken noch mehr weh, so dass ich mich lieber aufs Laufen konzentrierte. Mittlerweile hat mir Manfred Leismann das linke Bein getapt. Was sich aber leider nur in den ersten 3 Stunden positiv bemerkbar machte. Danach war der Schmerz wieder da. Manfred meinte, ich würde zu schnell laufen, was auch immer das sein mag bei einem 6,5er, 7er oder 8er Schnitt pro km.

Freitag war absolut mein schlechtester Tag, ich konnte mich noch so konzentrieren und anstrengen, doch es lief einfach nicht. Es war den ganzen Tag sehr schwül und dazu kam ein kalter Wind. Weil ich ständig durchgeschwitzt war, habe ich mir an diesem Tag eine Erkältung geholt, die erst nach Erkrath richtig ausbrach und erst 14 Tage danach wieder abgeklungen war.

Da es einfach nicht laufen wollte und ich mich irgendwie auch schwach fühlte, beschloss ich, an diesem Tag die 100km nicht voll zu machen um dafür die letzten 24 Stunden durchzulaufen. So war der Plan. Doch nach der Pause hatte ich nicht wirklich das Gefühl, einigermaßen regeneriert zu sein. Ich lief oder besser gesagt ich quälte mich bis Mitternacht durch, trank meine Mitternachtssuppe und als ich Minuten später wieder auf die Bahn ging, war es nach meinem Gefühl deutlich kühler geworden und die Füße taten noch mehr weh, so dass ich nach 2-3 Runden zur Gabi sagte, dass ich doch nicht durchlaufe und mich erst einmal wieder bis 3:30 Uhr hinlegen werde.

Samstag morgens war es fast die Hölle, konnte kaum noch mit dem linken Fuß auftreten und brauchte 13 Runden bis mein Fuß wieder den Dienst aufnahm. Diese Runden hatten mich so angestrengt, dass ich ungefähr einen 150er Puls hatte und trotz Kälte total verschwitzt war. Laut Martina waren ab Mitternacht bis 3:00Uhr nur drei Läufer auf der Bahn, so wenige wären es die ganze Woche nicht gewesen.

Nun aber liefen durch Juttas Mithilfe als Tempomacher sich die Füße langsam warm und ich konnte noch richtig Km machen, bevor ich mich um 11:00 Uhr nochmals zu einer Pause zurückzog. Diese Pause hatte mir richtig gut getan und nach 8 Runden, in denen ich mich wieder einwenig ausgepowert hatte und auf Wolfgang Schwerk auflief, war ich im richtigen Rhythmus mit Wolfgang und so liefen wir neben einander immer schneller werdend 2,5 Stunden Runde um Runde. Wir waren in dieser Zeit teilweise unter 6er Schnitt und rasten quasi um die Bahn, so kam es mir jedenfalls vor, im Zickzack zwischen den Läufern, Läuferinnen. Wobei wir nur darauf warteten, dass wir mit irgendeinem Läufer, der in die Bahn lief, kollidierten. Nach 2 Stunden hatte ich wieder Durchfall und musste kurz das Dixi aufsuchen. Dann endlich um 13:40 Uhr hatte Wolfgang seinen 1000km-M50-Weltrekord erlaufen.

Allein diese 2,5 Stunden hatten mir eine solche innerliche Befriedigung gebracht, dass ich selbst den nicht erreichten 700 km nicht nachtrauerte.

Ich denke, genau das war es, was ich schon immer wollte wenn ich sagte ich wäre gerne in einem Rennen mit den Grossen in dieser Szene, nicht nur dabei zu sein sondern im Rhythmus mitgelaufen zu sein.

Sonderbarerweise hatte ich in den letzten Stunden keine oder nur geringe Schmerzen gehabt.

Dann war ausgiebig duschen angesagt. Danach Siegerehrung, Essen und schon machten sich die Ersten auf den Heimweg. Gabi hatte ein Zimmer im gegenüberliegenden Hotel gebucht, wohin wir uns dann mit Michael, der ebenfalls ein Zimmer gebucht hatte, zurückzogen. Am Hotel angekommen, saßen Constantinos Baxevanis, der Grieche mit seinem Betreuer und Edit Berces, der zweitplazierten Ungarin beisammen. Mit denen plauderten wir noch gemütlich für die Länge eines Weizenbieres.

Ich könnte noch einige Begebenheiten und Gespräche während der 6-Tage aufschreiben, aber irgendwann muss man Schluß machen, es soll ja kein Buch werden.

Trotzdem nochmals danke an alle Helfer und insbesondere an Gabi die es mit mir im Training sowie im Wettkampf nicht leicht hatte.

Links zum Lauf:

Cosibullig - Veranstaltersteite

Beim Steppenhahn gibt’s ein Sonderblatt Erkrath mit den stündlichen Ergebnissen und diversen Graphiken

Jürgen Spitzer hat während der Woche immer wieder Videos gedreht